Die kleine Geschichte vom Stinker und seinen Freunden !
Ich sehe doch durch die Terrassentür, dass sich da was tut und ich gleich Futter bekomme !
Drückt mir doch bitte die Krallen, dass es heute mal wieder leckeres Nassfutter aus der Dose und nicht nur dieses ewige Trockenfutter gibt. Das schmeckt zwar auch, aber ich hab doch solche Probleme beim aufnehmen der Körner vom Teller und schiebe das meiste mit meiner Nase über den Tellerrand. Das sieht nicht nur nicht schön aus, ich muss dann auch noch von den Terrassenplatten fressen.
Falls Ihr mich noch nicht kennt – ich bin ein Katzenstreuner, der sich bei freundlichen und nicht so freundlichen Zweibeinern durchfrisst und sich so durchs nicht immer leichte Katerleben schlägt.
Bei meinen Lieblingszweibeinern heiße ich übrigens Stinker, oder kleiner Mann, oder Süßer, oder…
Den Namen Stinker haben sie mir gegeben, weil ich als nicht kastrierter Kater halt gerne in meinem Revier, also zum Beispiel der Terrasse meiner Lieblingsmenschen, meine Duftmarken setze. Für mich und meine zahlreichen Katzendamen ein wahrlich edler Parfumduft, für meine zweibeinigen Freunde stinkt das zum Himmel und die finden das gar nicht so lustig.
Nein, anfassen lasse ich mich nicht !
Ich habe in meinem Katzenleben schon so viele schlechte Erfahrungen mit Zweibeinern und auch mit deren knurrenden und kläffenden Vierbeinern gesammelt, dass ich jetzt vorsorglich immer laut und vernehmlich fauche, sobald sich mir jemand nähert.
Mein Lieblingszweibeiner lässt sich übrigens davon nicht beeindrucken und spricht trotzdem ruhig und freundlich mit mir und immer wenn er das tut, weiß ich gar nicht, wohin ich aus lauter Verlegenheit schauen soll.
Meine Katzenfreunde heißen übrigens Maunzi, Mini und Paul.
Maunzi ist die Chefin im Nachbarhaus. Sie ist klein, langhaarig und etwas rundlich und wenn sie durch den Garten läuft, dann sieht sie von hinten aus wie eine vollgefressene Bärin kurz vor dem Winterschlaf. Von dem Futter auf dem Teller nimmt sie übrigens nichts, sie schnüffelt daran lediglich etwas angeekelt. Sie ist von ihren Lakaien besseres gewöhnt.
Mini ist meine jüngste Freundin. Sie ist jetzt knapp ein Zweibeinerjahr alt und will auch Streunerin werden, wenn sie mal erwachsen ist.
Wo die in ihrem kurzen Katzenleben schon überall war: Der Bahnhof ist ein überaus beliebter Ort. Das Seniorenheim, diverse Häuser in der näheren und entfernteren Nachbarschaft hat sie schon erkundet und sie bleibt auch gerne mal über Nacht weg. Ihre zweibeinigen Bediensteten haben es schon mit Sendern an Halsbändern versucht, aber bisher hat nichts genutzt…
Sie frisst auch gerne mal ein paar Körner von meinem Teller, aber eigentlich hat sie gar keine Zeit zum Fressen, sie muss ja was erleben !
Wenn sie ausnahmsweise mal müde ist, steigt sie gerne durch die geöffneten Fenster ein, flitzt zum Schlafzimmer und rollt sich schnurstracks im Bett meines Lieblingszweibeiners zusammen und schläft ne Stunde. Meine Lieblingszweibeiner schmeißen sie dann zwar regelmäßig raus, das hilft bei Mini aber nix, sie wird vorne rausgeschmissen und kommt hinten einfach wieder rein !
Paul ist wohl der älteste meiner Freunde. Er ist ein großer, langhaariger Kater, der sich seinem Alter entsprechend majestätisch langsam bewegt. Streicheln lässt er sich auch nicht gerne, das Putzen hinterher ist ihm einfach zu anstrengend.
Ab und zu nimmt er sich mal 2 oder auch mal 3 Körner von meinem Teller, mehr will er nicht. Paul darf das, er ist schließlich mein Freund !
Gar nicht so freundlich sind die Füchse und auch mal der freche Dachs, die bei meinem Lieblingszweibeinern auf der Terrasse nach Futter suchen, alles durcheinander bringen und ihre Duftmarken hinterlassen.
Heute hab ich übrigens mal wieder Katerglück gehabt !
Es gab tatsächlich einen Teller mit leckerem Nassfutter und dazu noch einen Teller mit Trockenfutter.
Ich hab den Teller mit der Fischpastete in Windeseile aufgefuttert und dann so abgeschleckt, dass er eigentlich gar nicht in die Spülmaschine gemusst hätte. Das Trockenfutter hab ich pflichtschuldig auf dem Teller hin- und hergeschoben, so dass das meiste mal wieder daneben lag.
Ach so, gefaucht habe ich natürlich ausgiebigst, das gehört schließlich dazu, wenn man ein Streuner ist !
© Ralf Sempf 10/2024
Zugegeben, er war schon etwas älter…
Zugegeben, er war schon etwas älter und roch auch nicht mehr gut. Aber er war mein Freund und ich habe mich gut mit ihm verstanden.
Ihr wisst ja aus meinen Berichten, dass ich mich inzwischen aktiv in die Arbeit in unserem Haushalt eingeschaltet habe.
Kuchenteig aus Schüsseln auskratzen und die Löffel und Rührer ablecken kann ich schon ganz gut und auch mit der Waschmaschine und dem Trockner bin ich inzwischen auf „Du und Du“.
Ich kenne mich mit den verschiedenen Waschmitteln und den Programmen der Waschmaschine und des Wäschetrockners gut aus und sogar beim sortieren der Wäsche darf ich schon zuschauen und unter Anleitung selber Hand anlegen.
Kartoffeln schälen musste ich nach meinem Eintritt in den Unruhestand übrigens nicht mehr lernen, das konnte ich schon früher, worauf ich richtig stolz bin. Beim erlernen dieser Kunst hat mir meine kurze Karriere bei der deutschen Marine prima geholfen.
Nein, Blockschokolade darf ich nicht mehr zerteilen. Nach meiner Verletzung am Daumen… Ihr erinnert Euch sicher daran…darf ich das große Messer nicht mehr in die Hand nehmen.
Im Müll wegbringen und in die dafür vorgesehenen Tonnen verteilen bin ich inzwischen auch sehr gut eingearbeitet und…auch das liegt mir…beim Flaschencontainer und im Wertstoffhof bin ich ein gern gesehener Gast.
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich übrigens meine Tätigkeiten beim Hausputz auf die Reinigung der Fußböden im Badezimmer, dem Gäste WC und der Küche erweitert. Seitdem mir meine (liebe) Frau die Technik erklärt hat, darf ich mit dem Dampfreiniger – wirklich ein schönes und leicht zu bedienendes Gerät – meine anspruchsvollen Aufgaben erledigen.
Ihr seht also, meiner Karriere als vollwertiges aktives Mitglied in unserem Haushalt steht eigentlich nichts mehr im Wege.
Ach so, einkaufen darf ich – jedenfalls für den kleinen Bedarf zwischendurch - auch schon ganz alleine.
Ich liebe es, mit meinem Einkaufszettel in der Hand, meine Brille total beschlagen wegen der großartigen Mund-/Nasenbedeckung, halb blind den Einkaufswagen durch den Markt schiebend mich zu den einzukaufenden Artikeln durchzufragen, diese und andere die mir gefallen in den Einkaufswagen zu legen, aus dem Einkaufswagen auf das Laufband an der Kasse zu befördern, wieder in den Einkaufswagen zu legen, aus dem Einkaufswagen in den Kofferraum unseres Autos zu befördern...und dann nach weiteren Zwischenschritten schließlich und endlich an meine (liebe) Frau zu übergeben, die nach Begutachtung der eingekauften Waren und leiser Kritik an dem einen oder anderen gekauften Artikel diese schließlich in den Schränken und im Kühlschrank unterbringt.
Frühstück zubereiten (1 x die Woche) kann ich auch und mein nicht kochen können gleiche ich dadurch aus, dass ich zumindest gut und reichlich esse…
Worüber ich Euch aber eigentlich erzählen wollte und was ich über die Aufzählung meiner vielfältigen Fähigkeiten beinahe vergessen hätte, ist meine seit Langem währende Freundschaft zu unserem Staubsauger.
Staubsaugen macht mir richtig Spaß. Den Gedanken freien Lauf lassend, mehr oder weniger automatisch die breite Parkettdüse sanft über den Holzfußboden gleiten lassen, den Staub aus den kleinsten Ecken herausholen gibt mir was… auch wenn ich immer noch darüber grüble, wo bei uns der viele Schmutz herkommt und das immer wieder, Tag für Tag…
Leider ist mit meinem Freund dem Staubsauger das passiert was passieren musste, er ist (wie ich) einfach in die Jahre gekommen. Nicht, dass er nicht mehr saugen wollte, aber er fing an, unangenehm zu riechen und das Kabel wollte sich auch nicht mehr so richtig aufrollen.
Schweren Herzens habe ich mich irgendwann traurig von meinem alten Freund getrennt und ihn zum Wertstoffhof gegeben…was für ein Abschied und was für ein trauriger Tag !
Als Hilfsmann im Haushalt habe ich zwar ein gewisses Mitspracherecht, aber meine (liebe) Frau als Chefin des Haushaltes hat dann doch das letzte Wort.
Wir haben dann nach umfangreichen Recherchen und nicht zuletzt aufgrund von Empfehlungen unserer Nachbarn, einen wirklich und wahrhaftig total blödbommeligen Akkustaubsauger gekauft !
Was soll ich nun dazu sagen ?
Dieses lärmende Teil wird es nie schaffen, mein Freund zu werden. Was haben sich die Produktdesigner und die Ingenieure nur dabei gedacht ? Für einen ausgewachsenen Mann mit immerhin 186 cm Körperlänge viel zu kurz, krabbelt dieses Teil mit seiner viel zu schmalen mit rotierenden Bürsten bestückten Düse unwillig über den Boden.
Dabei ist dieses Spielzeug auch noch wählerisch: was er nicht mag, saugt er auch nicht auf, oder er saugt es auf, um es an anderer Stelle wieder auszuspucken. Von seiner Unfähigkeit, auf etwas unebenen Flächen und in Ecken für Sauberkeit zu sorgen, will ich gar nicht reden.
Ich war also eine Zeitlang sehr traurig und habe meine Hilfsdienste im Haushalt nicht mehr mit der gleichen Energie und Begeisterung vollbracht wie zu der Zeit, als mein Freund, der alte Staubsauger, noch da war.
Schließlich hat meine Haushaltschefin ein Einsehen gehabt – was soll ich sagen, wir haben uns wieder einen ordentlichen Staubsauger mit ordentlich Power, einem schön langen Kabel und einer breiten Parkettdüse gekauft.
Noch unbenutzt steht das Gerät glänzend und gut riechend im Schrank und wartet ungeduldig auf seinen ersten Einsatz…
…ich bin sicher, dass mir die Arbeit mit dem neuen Staubsauger viel Spaß machen wird, vor allem, wenn die schöne neue Parkettdüse sanft über den Holzfußboden gleitet, den Staub aus den kleinsten Ecken herausholt und ich meinen Gedanken dabei freien Lauf lassen kann.
Ich glaube, das ist der Beginn einer neuen wunderbaren Freundschaft…
© Ralf Sempf
Draußen nur Haferl oder Kännchen…
Freut Ihr Euch auch schon auf die Zeit nach den Coronaeinschränkungen ? Freut Ihr Euch auch schon darauf, einfach mal wieder in einem schönen Terrassencafe lecker „konditern“ zu gehen ?
Ein Haferl Schümli und ein schönes Stückchen Flockensahnetorte oder eine andere leckere Torte, auf der Terrasse des Cafes genossen, machen den Tag doch gleich noch etwas schöner.
Ich liebe diese Atmosphäre und genieße es, weitgehend abgeschirmt gegen die Hektik des Alltags und angenehm entspannt, die Dinge, die sich um uns herum abspielen, ebenso genussvoll wie den Schümli und die Torte aufzunehmen.
Kennt Ihr eigentlich diese typischen Bustouristen ?
Meist rücken sie in Grüppchen oder Gruppen an, entführen von den Nebentischen, natürlich ohne die Servicekräfte zu fragen, weitere Stühle, und schauen sich hektisch nach einer Bedienung um. Im Zweifel erschallt auf der Terrasse ein energisches „Frollein“, weil, man hat schließlich nicht viel Zeit, der Busfahrer wartet nicht und man will schließlich was vom Ort sehen und Ansichtskarten kaufen muss man auch noch.
Die Bestellungen fallen fast immer ziemlich mager aus: „Bringen Sie mir doch bitte eine Tasse Kaffee“.
Meist ziemlich mürrisch wird dann zur Kenntnis genommen und schlussendlich doch akzeptiert, dass es draußen nur Haferl oder Kännchen gibt.
„Ich möchte dann auch gleich zahlen und wo ist hier die Toilette“ ist die Standardreaktion, sobald der Kaffee von der freundlichen und scheinbar mit einer Engelsgeduld gesegneten Servicekraft serviert wird.
Der mitservierte Keks wird natürlich gerne genommen (habe ich ja schließlich bezahlt), aber häufig sieht man auch den verstohlenen Griff in die Tasche, wo sich zumeist die mitgeführten Kekse oder die Schokolade oder das Butterbrot befinden…
Ach so, die von den Nachbartischen ausgeliehenen Stühle dürfen dann selbstverständlich vom Servicepersonal zurückgestellt werden (die werden ja schließlich dafür bezahlt…).
Schaut Ihr eigentlich auch gerne in Kinderwagen ? Ich schaue jedenfalls manchmal hinein.
Könnt Ihr Euch meinen Schreck vorstellen, als mich das erste Mal kein kleines Kind anlächelte (doch, mich lächeln Kinder eigentlich immer an), sondern ein ausgewachsener Hund einer mir nicht bekannten Zwergenhundrasse aus dem Wagen herausschaute ?
Also, ich mag Hunde wirklich gern, finde aber, dass Hunde nicht in Kinderwagen gehören !
Interessant auch, wenn zumeist etwas finster dreinschauende Männer, mit ihren in Muckibuden gestählten Oberkörpern, mit ihrem Hündchen, das oben aus der schwarzen Lederjacke herausschaut, mit der herausgeputzten Freundin im Schlepptau, ins Cafe kommen und sich umschauen, als wollten sie jeden niedermachen, der auch nur zu grinsen wagt.
In dem Zusammenhang: Habt Ihr eigentlich schon mal eine Handtasche bellen hören ?
Also, ich war bereits bei meinem zweiten Schümli und meine leckere Torte war auch verputzt, als unter dem Nachbartisch plötzlich eine Handtasche zu bellen anfing…
Ich hab ja schon viel gesehen und gehört, aber das kannte ich noch nicht, dass eine Handtasche bellen kann. Ein Klingelton konnte es auch nicht sein, weil, das Handy befand sich am Ohr der Dame am Nachbartisch, die mit lauter Stimme scheinbar total wichtige Dinge mit wem auch immer zu besprechen hatte.
Ihr ahnt es, des Rätsels Lösung war natürlich so ein zwergenhaftes zitterndes Hündchen, dem es einfach in seiner Handtasche langweilig wurde und der um Aufmerksamkeit bellte bzw quietschte, weil, bellen konnte man das wirklich nicht nennen, was das Tierchen von sich gab.
Nun, nachdem die Dame ihr ausführliches Gespräch beendet hatte, kam Hündchen auf den Schoß und wurde mit den Kuchenresten gefüttert, die sich noch auf dem Teller befanden und Frauchen unterhielt sich mit dem kleinen Etwas in der typischen Babysprache.
Über die auch in einem Cafe nicht mehr wegzudenkende furchtbare Telefoniererei schreibe ich heute nichts, das würde alleine einen ganzen Aufsatz füllen… den kann ich dann ja später noch schreiben, wenn Ihr denn Interesse daran habt…
Ach, ich freue mich schon so auf meinen Schümli und die leckere Torte…
© Ralf Sempf
Draußen nur Haferl oder Kännchen… (Fortsetzung)
Wisst Ihr noch, wo wir beim letzten Mal stehen geblieben sind in meinem Geschreibsel über meine Erlebnisse auf der Terrasse unseres Lieblingscafes in Oberstdorf ?
Ach ja richtig, bei den leckeren Schümlis und den wohlschmeckenden Sahnetorten, die ich doch sehr vermisse…
…und bei den kleinen Erlebnissen auf eben dieser Terrasse, die sich so oder zumindest so ähnlich natürlich in jedem anderen Terrassencafe (möglicherweise sind da aber die Servicekräfte nicht so nett und die Torten schmecken vielleicht auch nicht so gut) erleben lassen und die ich in meinem Aufsatz – wie immer mit einem kleinen Augenzwinkern – niederschreibe.
Kennt Ihr eigentlich die Gäste, die erst einmal ein Foto ihrer Torte machen und das per WhatsApp (kuckt mal wie gut wir es uns gehen lassen) in die Welt senden ?
Kennt Ihr auch die Familie – Mutter, Vater, Kind - wo Mutter und Vater erst einmal, gerade am Tisch angekommen, ihre Handys auspacken und, zumeist völlig abgeschlossen von der Außenwelt, die in der letzten halben Stunde hereingekommenen WhattsApps und die möglicherweise verpassten Anrufe checken ?
Erschrocken und etwas unwillig wegen der Störung reagieren sie auf die Frage der Servicekraft nach ihren Wünschen. Sie konnten sich doch in den letzten Minuten beim besten Willen weder mit der Kuchenauswahl noch mit ihrem inzwischen etwas unwilligen Kind, das doch ziemlich verloren daneben saß, beschäftigen.
Kommen Sie doch noch einmal wieder, wir haben noch gar nicht in die Karte geschaut.
Nun denn, nach kurzer Zeit haben sie sich dann doch entschieden und können sich nach Aufgabe ihrer Bestellung wieder mit ihren Handys beschäftigen.
Die Beschäftigung mit dem ach so wichtigen Smartphone hält natürlich auch während des Verzehrs des bestellten Kuchens und der „Latte“ (nein, normaler Kaffee oder Schümli sind doch nun wirklich nicht mehr angesagt), an.
Ich bin ziemlich sicher, dass viele dieser sich im Dauerhandystress befindlichen Urlauber hinterher nicht einmal mehr wissen, was sie eigentlich getrunken und gegessen haben und ihr Kind haben sie zwischenzeitlich auch völlig vergessen.
Und was hatte man sich alles vor dem Urlaub vorgenommen… . Wir werden ganz viel Zeit miteinander verbringen und werden viele schöne Dinge gemeinsam machen und erleben.
Aber lustig und interessant ist es manchmal schon, was man dann so hört, obwohl…
…wenn am Nebentisch lautstark und natürlich für alle Gäste gut hörbar am Handy berichtet wird, dass heute nicht so viel unternommen werden kann, weil sich der liebe Gatte gestern eine Blase gelaufen hat, dann ist das für den Betroffenen sicher schmerzhaft und übel, aber man ist doch irgendwie versucht, mit Pflaster und guten Ratschlägen auszuhelfen.
Schön auch die Paare, die ihren Cafebesuch im totalen sich anschweigen verbringen – was mag die wohl bewogen haben, zusammen in den Urlaub zu fahren ?
Aber es gibt glücklicherweise auch die anderen Urlauber.
Wir haben Zeit, wir sind schließlich im Urlaub, ist die Antwort, wenn die ziemlich abgehetzte Servicekraft an den Tisch kommt und sich erst einmal dafür entschuldigt, dass es heute leider etwas länger dauert.
Mit Sorgfalt und einem Lächeln auf den Lippen werden Torten und Getränke ausgesucht und in aller Ruhe verspeist und die Unterhaltung am Tisch ist urlaubsmäßig entspannt und freundlich.
Ach, mir fehlen momentan all diese Erlebnisse, mir fehlen all die Bustouristen, die Allesfotografierer, die bellenden Handtaschen, mir fehlen die lautstark telefonierenden Handynutzer…
…was mir vor allem aber fehlt, ist das leckere Haferl Schümli, die wohlschmeckende Torte und die tollen Servicekräfte auf der Terrasse meines Lieblingscafes in Oberstdorf.
© Ralf Sempf
Was war das für ein schönes Konzert
Gestern haben wir nach längerer Zeit mal wieder ein tolles Konzert erleben dürfen.
Klasse… Eric Clapton und seine Band in der ehrwürdigen Royal Albert Hall in London zu hören war wirklich ein grandioses Erlebnis.
Ach so, nein, Ihr seid sicher etwas verwundert…wir sind natürlich nicht mal kurz nach London gejettet, um dieses Konzert zu erleben.
In Zeiten wie diesen, in denen nicht nur die Kulturbranche brachliegt, können wir die Konzerte ja leider nur zu Hause erleben.
War aber trotzdem klasse.
„Eric Clapton Slowhand At 70” auf DVD, dabei gemütlich im Sessel zu sitzen, ein Glas Rotwein in Griffweite, die Beine hochgelegt, die Anlage etwas lauter gedreht, kann man durchaus auch zu Hause genießen und dabei zumindest für knapp 2 Stunden die schlechten Nachrichten des Tages vergessen.
Natürlich ersetzt ein Konzert im Wohnzimmer nicht das von uns so geliebte Live Erlebnis.
Was haben wir über die Jahre für tolle Konzerte gehört.
Internationale Stars und Bands wie Dire Straits, Mark Knopfler, B.B. King, Eric Clapton, Joe Cocker, Chris Rea, Simply Red und viele andere Künstler haben wir live erlebt. Für diese Größen der internationalen Rock- und Bluesmusik haben wir zum Teil viele Hundert Kilometer Anfahrt in Kauf genommen und in den zumeist sehr kurzen Nächten nach den Konzerten dafür halt etwas weniger geschlafen.
Nun sind unsere „Helden“ der Musikszene – so wie wir auch - ein wenig in die Jahre gekommen.
Ich erinnere mich noch gut an ein tolles Konzert von Joe Cocker (der ja leider nicht mehr unter uns ist) in Bremen.
Immer noch total erfüllt und begeistert von dem großartigen Abend, immer noch mit einer Gänsehaut nach der Hymne „With a little help from my friends“ auf den Armen, immer noch etwas taub wegen der ungewohnten Lautstärke, habe ich im Büro natürlich voller Euphorie von dem schönen Abend mit einem Joe Cocker in Bestform berichtet.
In welchem Konzert waren Sie ? Joe Cocker ? Ja, gibt es den denn noch ?
Die Reaktion meiner Kollegin, ich nenne sie der Einfachheit mal Frau K., zugegeben einige (na ja, doch relativ viele) Jahre jünger als ich, hat mir in genau dem Moment schlagartig und etwas ernüchternd klargemacht, dass ich mit meinem Musikgeschmack und vermutlich nicht nur damit, doch zu einer etwas älteren Generation gehöre.
Eigentlich hätte mir das natürlich schon vorher klar sein müssen.
Wenn einem irgendwann jüngere Kollegen die Tür aufhalten oder bei einer Besprechung in einer größeren Runde den mittleren Platz freihalten, dann sind dies, von mir natürlich lange geflissentlich übersehen, untrügliche Zeichen dafür, dass man halt nicht mehr zu den Jüngeren gehört.
Das ist auch etwas, an das ich mich erst einmal gewöhnen musste und was ich lange verleugnet habe.
Erinnert Ihr Euch noch daran, welche Musik unsere Eltern gehört haben und wie altmodisch und völlig daneben wir diese Musik zu der Zeit fanden ?
Ich kann mich noch gut an die Plattensammlung meiner Eltern erinnern. Natürlich alles Singles, bei denen man zum Abspielen auf dem Plattenspieler diese kleinen Kunststoffteilchen zum Fixieren der Platten benötigte, gehörten zu der Sammlung unter vielen anderen solch großartige Hits wie von dem Jungen, der bald wiederkommen sollte, das Lied von Peppino, der frechen kleinen Maus und, etwas verrucht, der Song von Laila, die wen auch immer nur diese eine Nacht erhören, verwöhnen, küssen und quälen sollte…
…und, natürlich, nicht zu vergessen, der in Dauerschleife irgendwann nur noch nervende lachende Vagabund.
Ich hörte zu der Zeit „Revolution“ von den Beatles, meine allererste und eine ganze Zeit lang einzige Scheibe, die den ganzen Tag in meinem Zimmer auf dem Plattenspieler schön laut rauf und runter lief, bis irgendwann meine Eltern mir leicht entnervt einfach „den Saft abdrehten“.
Übrigens, die Platten meiner Eltern kamen auch später immer mal wieder zum Einsatz und waren der Hit, wenn ich zusammen mit zwei Kumpels einige Jahre in sämtlichen Kieler Studentenwohnheimen und den Unis mit unserer Hobbydiskothek unterwegs war und wir, jeweils im Wechsel mit angesagten Livebands, unter anderem bei den großen Faschingpartys, aber auch bei vielen anderen Feiern (irgendwie gab es immer einen Grund), Hunderte von ausgelassenen Partygängern unterhalten habe.
Was hat das für einen Spaß gemacht…und Groupies gab es auch (glaube ich jedenfalls… Ihr könnt mir auf jeden Fall nicht das Gegenteil beweisen) …
Unsere Einnahmen haben wir direkt in neue Platten und Equipment gesteckt, insofern waren wir mit unserer Musik immer auf dem aktuellen Stand, was man von unserer Anlage allerdings nicht unbedingt behaupten konnte.
Ein Erlebnis aus dieser Zeit ist mir besonders im Gedächtnis haften geblieben:
Wir waren von einem frischgebackenen Doktor eingeladen, seine Doktorfeier mit unserer Musik zu verschönern und machten unseren üblichen musikalischen Radau, als einer der Gäste, ich glaube es war ein Professor, zu uns kam.
Zu unserer Überraschung wollte er aber nicht den sonst üblichen Musikwunsch äußern, sondern beschwerte sich über unsere furchtbare Musik und den grauenhaften Klang unserer Anlage und bot uns tatsächlich Geld für den Fall an, dass wir sofort mit „dem Krach“ aufhören…
Nun, wir haben natürlich trotzdem weitergemacht und – trotz oder gerade wegen des Professors - einen tollen Abend verbracht !
Warum habe ich Euch das jetzt eigentlich erzählt ?
Ach ja, wir waren ja bei dem Thema, dass irgendwie jede Generation ihren ganz eigenen Musikgeschmack hat und dass man, von sich selber fast unbemerkt, irgendwie auch älter wird… obwohl wir doch eigentlich immer noch viel jünger wirken als die Gleichaltrigen um uns herum.
So wie wir die Musik, die unsere Eltern hörten, damals alt fanden, findet heute die jüngere Generation (etwas jünger, Frau K.) unsere bevorzugte Musik alt.
Na gut, ist dann halt so.
Das hat aber auch unbestreitbare Vorteile: Wenn ich mir vorstelle, mit diesen modischen Büroanzügen, bei denen die Hosenbeine so eng sind, dass kaum die Füße durchpassen (und das mit Schuhgröße 46) und die Jacketts aussehen, als ob sie in der Reinigung 3 Nummern eingelaufen sind, durch die Gegend laufen zu müssen, dann finde ich das gar nicht so schlimm.
Wie ich nun gerade auf die Herrenmode gekommen bin, weiß ich auch nicht so recht, aber Ihr könnt ja darüber hinweglesen.
Nun sind wir also die mit dem altmodischen Musikgeschmack und werden milde belächelt, wenn wir über die leider etwas rar gewordenen Konzerte unserer Helden berichten.
Diese Konzerte finden übrigens nicht mehr wie früher in den großen Stadien statt, sondern werden inzwischen zumeist in bestuhlten Hallen (ist ja doch bequemer) durchgeführt...
Gemeinsam mit den anderen Grauköpfen um uns herum nicken und klatschen wir uns altersgemäß eher verhalten durch das Konzert…